Abenteuer Pantanal
Pantanal ist portugiesisch und bedeutet Sumpf. Das größte Binnenland-Feuchtgebiet der Erde ist halb so groß wie Deutschland und liegt ca. 2100 km bis 2500 km vom Äquator entfernt, und somit in der subtropischen Zone. Das ist sehr bemerkenswert, da man im Pantanal viele Tierarten entdecken kann, die zu den tropischen Arten gehören. Die
Köhlerschildkröte(Chelonoidis carbonarius) dient hier als Beispiel dafür. Fast zwei Drittel des Pantanals gehören zu Brasilien. Das letzte Drittel teilen sich Bolivien und Paraguay.
2022 hatte ich das große Glück für zwei Wochen einen Teil des Pantanals entdecken zu dürfen. Im Norden führt eine Straße durch den Bundesstaat Mato Grosso bis zum Rio Chuiabá. Im kleine Örtchen Porto Jofre endet diese Straße: Die Transpantaneira. Zudem beginnt dort auf der anderen Flussseite der Bundesstaat Mato Grosso do sul. Da es keine Brücke über den Rio Chuiabá gibt, endet hier die Bundesstraße. Allein die Fahrt auf der
Transpantaneira ist ein Erlebnis für jeden Mitteleuropäer.
Die nicht asphaltierte Straße führt von Poconé aus 100 km geradeaus in Richtung Süden. Dann folgt eine Linkskurve, um dann wieder 50 km ohne Kurve auszukommen. Damit durch die extremen Regenfälle während der Regenzeit (November bis März) die Straße nicht überflutet wird, haben die Brasilianer einfach über 100 Brücken auf der Strecke eingearbeitet. Diese in den 1970er Jahren errichteten Holzbrücken stehen zum Teil auch heute noch. Und ich übertreibe nicht, dass das Überqueren für mich ein weiteres großes Abenteuer war. Da mussten Spurbretter auch schon mal wieder richtig geschoben werden, damit das Auto sich nicht festfährt. Wenn man von diesen Brücken dann auf die darunter liegende
Landschaft schaut entdeckt man nicht selten Tiere, die wir hier in Deutschland nur aus dem Zoo kennen.
Kaimane,
Wasserschweine,
Grüne Leguane, Waldstörche, Rosa Löffler, Sumpfhirsche, Silberreiher und ganz viele andere Wasservögel. Schaut man zum Himmel, fliegen dort
Hyazinth-Aras, Tukane,
Jabirustörche, Eisvögel oder Schneckenbussarde.
Die Straße wird von Krabbenfüchsen, Gürteltieren, Nasenbären und andere Tieren überquert. Und wenn diese Tiere es nicht schnell genug schaffen und dann von einem Auto erfasst werden, sieht man auch von weiten schon die Truthahngeier,
Schopf-Karakara und Rabengeier.
90% des Pantanals befindet sich in Privatbesitz. Die Großgrundbesitzer nutzen die Flächen für Rinder- und Büffelzucht. Pferdezucht und Öko-Tourismus. So ist es den Pauschalreisenden Deutschen möglich, sich der Tierwelt des Pantanals hinzugeben. Und ich habe jeden Urlaubstag dort genossen. Natürlich war ich primär auf der Suche nach Köhlerschildkröten (
warum lesen Sie hier). Aber im Laufe meines Aufenthaltes richtete sich mein Fokus auf die Fauna und Flora der Umgebung. Während ich anfangs immer gleich durch den Sucher meiner Kamera schaute, um jedes entdeckte Tier zu fotografieren, ließ das im Laufe der Zeit deutlich nach. Ohne technische Hilfsmittel ist das Erlebnis gleich doppelt so schön. Und so habe ich dann eben nicht jedes Tier auf Foto festhalten können. Aber gesehen habe ich so vieles, was ich hier in keinem Zoo sehen werde. Freilebende Wildtiere, die ihre natürlichen Verhaltensweisen an den Tag legen. Ein Nandu-Papa, der seine Jungtiere vor neugierigen Blicken schützt. Drei
Riesenotterfamilien die in verschiedenen Flussläufen auf Beutezug gehen. Eine Gelbe Anakonda, die versuchte sich unseren Blicken zu entziehen.
Jaguare, die faul in der Sonne oder im Schatten lagen, oder einfach vor uns versuchten durch einen Fluss zu schwimmen.
Und trotzdem habe ich lediglich einen Bruchteil der über 650 Vogelarten, 40 Amphibienarten, über 100 Säugetierarten und über 170 Reptilienarten entdecken können. Von den über 250 Fischarten ganz zu schweigen. Da im Juni die Sonne kurz nach 6 Uhr morgens aufgeht, und bereits um 17.30 Uhr wieder am Horizont verschwindet, ist man elf Stunden damit beschäftig so viel zu sehen, wie möglich. Vieles erkundet man am besten mit einem Boot. Der Sumpf lässt sich mit dem schwimmenden Gefährt einfach am besten erkunden. Ein ortskundiger Bootsführer fährt einen sicher und zielgerichtet durch die ganzen Flussarme und deren Nebenläufe. Er weiß, wo sich häufig Brüllaffen und Jaguare aufhalten. Er steuert sein Boot so, dass man immer ein schönes Fotomotiv für das heimische Fotoalbum hinbekommt. Und er zeigt einem Tiere, die man während der Bootsfahrt ohne geschultes Auge niemals entdecken würde. Tagschläfer, Leguane, Kolibris, und Tejus zum Beispiel. Ein deutschsprachiger Guide hilft bei der Kommunikation. Denn wer glaubt, dass man hier mir seinem Schulenglisch weiterkommt irrt gewaltig. Im Pantanal wird portugiesisch gesprochen. Und das am besten von beiden Seiten gleichzeitig. Ich weiß nicht, wie die Brasilianer das machen, aber sie schaffen es gleichzeitig zuzuhören, während sie selbst noch sprechen…
Die Zeit verging wie im Flug. So aufgeregt ich auf der Hinreise war, umso wehmütiger war ich zwei Wochen später auf der Rückreise nach Deutschland. Mit dem Entschluss:
2023 werde ich im September wiederkommen, um dann hoffentlich auch große und kleine Ameisenbären, und wenigstens einen Flachlandtapir zu sehen. Deshalb starte ich jetzt mal den "Countdown Pantanal".
Für jeden, der mal ins Pantanal möchte, empfehle ich das oben stehende, kleine Taschenbuch von Riccardo Boschetti. Der Field Guide ist in englischer und portugiesischer Sprache und enthält wirklich wichtige Kurzinformationen für den Pauschalreisenden...
(Wildlife of the Pantanal)
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