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Über Köhlerschildkröten

Köhlerschildkröten leben ursprünglich in Südamerika. Auch in Teilen Mittelamerikas findet man diese tropische Landschildkrötenart. Im subtropischen Pantanal (wozu auch das nördliche Paraguay gehört) endet das Verbreitungsgebiet der Köhlerschildkröte. Sie trägt aktuell den wissenschaftlichen Name Chelonoidis carbonarius. Ungeschulten Beobachtern ähnelt die Köhlerschildkröte vom Aussehen her der Waldschildkröte (Chelonoidis denticulatus). Betrachtet man jedoch die Kopfregion der beiden Arten, erkennt man schnell ein typisches Unterscheidungsmerkmal: Bei der Waldschildkröte sind die beiden Schuppen oberhalb der Nase immer paarig angelegt (Siehe Unterscheidungsfoto). Je nach Verbreitungsgebiet bleiben Köhlerschildkröten kleiner als Waldschildkröten. Auch sind die farblich viel variabler als Chelonoidis denticulatus. In manchen Regionen findet man auch beide Arten. Seit 2009 halte ich Köhlerschildkröten bei mir zuhause in einem Innengehege. Zudem haben die Tiere während der warmen Tage die Möglichkeit in ein anschließendes Freilandgehege auszuweichen. Den Köhlerschildkröten verdankt die Homepage ihren Namen: Buntnasen.de

Als kleiner Junge verbrachte ich viel Zeit mit meinen Eltern in Zoos. Besonders häufig besuchten wir den Duisburger Zoo. Sobald wir die damalige Tigerkasse passiert hatten rannte ich los, und meine Mutter rief mir hinterher: „Wir treffen uns bei den Buntnasen!“
Ich lief schnurstracks in Richtung Köhlerschildkrötengehege und sah mir mit Begeisterung die Schildkröten aus Südamerika in ihrem Gehege an. Erst nachdem meine Eltern mich nach einer Weile abgeholt hatten, ging es zu den Tierarten, die auch heute noch primär die Sympathien der anderen Zoobesucher erfahren. Aber für mich war klar, irgendwann werde ich auch mal Köhlerschildkröten halten. Da mir meine Eltern die Haltung von Schildkröten grundsätzlich nicht erlaubten, dauerte es bis zu meinem 25. Lebensjahr, bis meine ersten Schildkröten bei mir einzogen. Heute lebt meine Gruppe Buntnasen auf knapp 25m² in ihrem eigenen Haus. Bei Raumtemperaturen am Tag von 25 bis 30 Grad, und Nachttemperaturen von knapp 20 Grad leben Männchen und Weibchen zusammen. Wie bereits erwähnt können die Tiere an warmen Tagen direkt ins Freiland wechseln, wo sie ausreichend Platz zum Grasen und der Futtersuche, haben. Im Laufe der letzten Jahre habe ich auch immer wieder vereinzelt einige Jungtiere nachgezüchtet. Aber auf Grund der Tatsache, dass die Energiepreise ins unermessliche steigen, habe ich die Nachzucht eingestellt. Wahrscheinlich werden immer weniger Menschen das Privileg der Schildkrötenhaltung erleben. Sachlich betrachtet muss man wohl auch sagen, dass der Auffand der künstlichen Klimatisierung im Schildkrötengehege so viel Energie benötigt, dass es wenig effizient erscheint. Deshalb wird die Zahl der Halter sinken, und es werden weniger Jungtiere benötigt. Aber auch mein Besuch im Pantanal 2022 hat mich veranlasst meine Haltung noch mal zu überdenken, und die Nachzucht einzustellen.  Erst wenn man mal im Lebensraum einer Köhlerschildkröte war, versteht man, wie bewegungsfreudig die Tiere wirklich sind. Und das ist in keinem Innengehege der Welt auch nur annähernd naturnah nachzustellen.
Köhlerschildkröten ernähren sich omnivor. Das bedeutet, dass sie sich sowohl von pflanzlicher, aber auch von tierischer Kost ernähren. Von den Pflanzenteilen, die sie finden, wird eigentlich alles verwertet, egal ob Blatt, Rinde, Wurzel, Samen, Blüte oder Frucht. Tierische Kost nehmen sie überwiegend in Form von Aas auf. Aber auch langsame Insekten und Schnecken werden gefressen. Und da sie in den feuchten Tropen leben, finden sie auch zahlreiche Pilze, die sie sehr gerne fressen. Bei mir bekommen die Köhlerschildkröten in den frostfreien Monaten Wildkräuter und Gräser, die ich in der Umgebung sammele, oder die die Tiere im Freigehege finden. Während der Wintermonate gibt es verschiedene Salate. Dabei achte ich darauf, dass es sich überwiegend um die Wegwartengewächse wie Radicchio, Chicorée und Endivien handelt. Aber auch Rucola, Romana und Feldsalat stehen auf dem Speiseplan. Angereichert wird die pflanzliche Kost im Sommer mit Obst aus meinem Garten. Brombeeren, Himbeeren, Stachelbeeren, Äpfel und Birnen. Im Winter dann Kaktusfeigen und Papaya aus dem Supermarkt. Im Sommer finden die Schildkröten Blüten vom Hibiskus und der Hundsrose im Außengehege. Nachdem die Hundsrose Hagebutten gebildet hat, fressen die Köhlerschildkröten auch diese. Im Gehege gibt es zudem Weinreben. Sowohl das Blattwerk als auch die Früchte werden gefressen. Die Blätter der Beerenpflanzen dienen zudem als gutes Winterfutter. Um auch dem Anteil an tierischer Kost gerecht zu werden, erhalten meine Köhlerschildkröten im Winter alle zwei Wochen Fleisch in Form von Hühnerherzen, Rindfleisch und anderes Muskelfleisch. Ergänzt durch Fischen wie Forelle, Rotbarsch und Pengasius. Und ab und an gibt es auch ein paar Babymäuse als Ganzes. Für die Kalziumversorgung erhalten meine Buntnasen Sepiaschale.
Die Lebensräume der Köhlerschildkröten sind überwiegend Galeriewälder, Grassavannen und ähnliche Landschaften in den feuchten, tropischen Zonen Südamerikas. Man kann aber sagen, dass der Lebensraum einer Köhlerschildkröte immer mit einer Wasserstelle verknüpft ist. Die Lebensräume verändern sich je weiter sie vom  Äquator entfernt sind. Während die immer feuchten Tropen in unmittelbarer Nähe zum Äquator liegen, gibt es in den weiter entfernten Regionen eine Trocken- und eine Regenzeit. Je weiter man sich also vom Äquator entfernt, umso größer sind die klimatischen Unterschiede der einzelnen Jahreszeiten. Die am südlichsten gelegenen Lebensräume findet man im Pantanal und im Chaco Paraguays. Also etwa 2500 km südlich des Äquators in der schon subtropischen Zone.
Die größte Bedrohung für die Köhlerschildkröte ist der Mensch. Er zerstört die Lebensräume vieler Tiere. Zudem ist der illegale Wildtierhandel ein nicht zu unterschätzendes Problem. Deshalb gehört auch die Köhlerschildkröte zu den besonders geschützten Tierarten dieser Welt. Sie steht auf der Liste des Washingtoner Artenschutzabkommen im Anhang 2. Die Haltung von Landschildkröten ist in Deutschland meldepflichtig. Wer einer Landschildkröte in Deutschland halten möchte, muss je nach Bundesland und Wohnort verschiedene Vorgaben erfüllen. Diese sollte man vor der Anschaffung des Tieres bei der zuständigen Behörde erfragen. Des Weiteren ist der Bau eines Wildtiergeheges genehmigungspflichtig (die Durchführung wird in den Bundesländern unterschiedlich durchgesetzt).
Meine Gehege sind so eingerichtet, dass jedes Tier mindestens ein eigenes Nachtversteck für sich hat. Es gibt einzelne Gehege-Abschnitte, damit ich auch mal die Möglichkeit habe, ein Tier zu separieren. Es gibt viel Lauffläche und mehrere Wasserstellen. Sonnenplätze und viele Pflanzen. Im Innengehege gibt es eine Fläche, an der die Weibchen die Möglichkeit haben bis zu 30 cm tief zu graben, um ihre Eier abzulegen. Vom Frühjahr bis in den Herbst haben die Tiere die Wahl, ob sie sich tagsüber im Freiland aufhalten wollen. Ein direkter Zugang nach Draußen wird geöffnet, wenn es im Freiland um die 20 Grad warm ist. Abends wird der Durchgang zum Freiland verschlossen, und darauf geachtet, dass jede Schildkröte in einem Versteck im Innengehege liegt. Im Winter wird das Tor nach Draußen zusätzlich isoliert, damit keine Kälte eindringt. In den Wintermonaten sorgen zusätzliche UV-Lampen für ausreichend Licht. Im Innengehege sind es tagsüber über 30 Grad. In der Nacht sinken sie dann auf knapp 18 bis 20 Grad.

Köhlerschildkröten sind selbstbewusste Tiere. Man schafft es, dass sie einem aus der Hand fressen, wenn man das dann möchte. Männchen und Weibchen kann man gut zusammenhalten, da anders als zum Beispiel bei den „Griechen“, die Paarung ohne Beißereien vonstattengeht. Wichtig bei der Zusammenstellung einer neuen Gruppe ist, dass man zuvor jedes Tier genaustens untersuchen lässt. Wie bei jeder Tierart sollte man sicher sein, dass man nur gesunde Tiere zusammensetzt. Das Herpesvirus (Schildkrötenherpes), Mykoplasmen (Bakterien) und verschiedene Einzeller müssen ausgeschlossen werden können, bevor man Tiere vergesellschaftet. Das zeichnet einen verantwortungsbewussten Halter aus. Köhlerschildkrötenhaltung bezeichne ich gerne als Privileg. Genau wie die Möglichkeit diese Tiere in ihrem Lebensraum zu begegnen. Beide Privilegien sind mir widerfahren. Schildkröten sind keine Kuscheltiere. Wer Schildkröten hält sollte keine Zuneigung erwarten. Aber man hat einen Pflegling, der einem alleine durch seine Anwesenheit viel Freude bereiten kann, und das über viele Jahre hinweg.